Mein erstes Mal am «grossen» Umzug. Obwohl ich jetzt doch seit mehr als einem Jahr bei der Stadtmusik Dietikon (SMD) dabei bin, war dies aufgrund von Corona und sowie meiner Reiselust mein erstes Mal am Sechseläutenumzug. Früher war ich jeweils mit der SJMD am Kinderumzug dabei, war also gespannt wie der Tag im Vergleich dazu ablaufen würde.
Die ersten Unterschiede konnte ich schon im Infomail erkennen: Treffpunkt um 6.15 Uhr – Tagesschluss ca. 1.00 Uhr nachts. Der Montag kam und dann gings auch schon los, um 6.15 Uhr standen die ersten Stadtmusikanten/innen vor dem Probelokal bereit. Der Car wurde beladen und nachdem wir den letzten Nachzügler noch unterwegs aufgeladen hatten, ging es dann los Richtung Hotelfachschule in Zürich.
Dort angekommen gab es eine kleine Stärkung, bevor wir uns von der SMD in das Zunftspiel verwandelten. Es wurde fleissig geschminkt, Gwändli gerichtet und Gürtel gebunden. Erst da realisierte ich, dass unser Gwändli nicht wie jahrelang gedacht aus Hose und Oberteil bestand, sondern aus einem Einteiler. Wie dies die WC Logistik etwas verkomplizierte, merkte ich dann im Verlauf des Tages selbst noch einige Male.
Der Stubenmeister der Zunft begrüsste uns und stellte uns gleich den Tagesablauf vor. Der erste Programmpunkt war der Besuch eines ausgewählten Zünfters. Dazu verschlug es uns bis nach Arni im Kanton Aargau. Der erste Sechseläutenmarsch unseres Tages erklang also im Nachbarkanton. Bevor es zurück in den Car ging, wurden wir nach dem Ständli noch mit einem leckeren Apéro verwöhnt. Zurück in der Stadt trafen wir die Zunft zur Kranznieder-legung am Hans Waldmann Denkmal, danach ging es zum Zmittag wieder in die Hotelfach-schule. Nach dem Mittagessen spielten wir draussen bei strahlendem Sonnenschein noch einige Stücke für das Team der Hotelfachschule, die uns durch den Tag mit köstlichem Essen versorgten.
Dieses Jahr starteten wir in der Mitte des Umzugs, und nachdem wir im Niederdörfli noch ein kleines Platzkonzert spielten, suchten wir unseren Platz in der Kolonne aus Zünftern, Blumendamen sowie Musikanten und warteten, bis wir losmarschieren konnten. Nach meiner längeren Umzugspause musste ich mich anfangs zuerst wieder auf das im Schritt marschieren und ausweichen von Pferdeäpfeln oder Tramschienen konzentrieren. Der Umzug lief sehr flüssig ab, es wurden Blümchen gereicht und die Leute am Strassenrand jubelten zum Sechseläutenmarsch oder wippten mit zum Uptown Funk.
Das lange Warten kam dann als wir auf dem Sechseläutenplatz eintrafen. Der Böögg liess sich dieses Jahr besonders viel Zeit. Während wir uns nach Sandwich und einem kühlen Bier umsahen, züngelten die Flammen mal höher, mal tiefer. Immer wieder hörte man: «Lueg jetzt, d' Flamme sind scho fast dobe.» Nur um dann beim nächsten Blick auf den Böögg festzustellen, dass die Flammen noch tiefer standen als zuvor. Als es zwischendurch noch leicht zu regnen begann, bangten manche schon, was wenn der Böögg gleich ganz auslöscht. Einige diskutierten, ob nochmals alle Reitergruppen ein zweites Mal reiten müssten, während andere die Zeit nutzten um ein Selfie mit Wendy Holdener oder Armeechef Thomas Süssli zu ergattern. Endlich knallte es nach 57 Minuten und ich hörte seit langem wieder einmal, wie laut diese Böller in echt doch sind.
Zurück im Belvoirpark bekamen wir ein köstliches Abendessen, bevor wir uns zusammen mit
den Kämblern auf den Weg machten, drei andere Zünfte zu besuchen.
Als Abschluss spielten wir im Zunfthaus nochmals einige Stücke, natürlich inklusive einem letzten Sechseläutenmarsch für unsere Zunft, dann fuhren wir zum letzten Mal zurück in die Hotelfachschule. Dort gabs zum Abschminken und Umziehen noch ein Mitternachtssnack mit Suppe und Würstchen. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die Hotelfachschule Zürich für die köstliche Verpflegung durch den ganzen Tag, dann gebührt natürlich ein Dank der Zunft zum Kämbel, dass wir sie jedes Jahr an diesem tollen Tag als Zunftspiel begleiten dürfen und ein grosses Dankeschön den Tambouren der SJMD, die uns auch dieses Jahr wieder unterstützt haben.
In Dietikon angekommen, verabschiedeten wir uns etwas nach 2 Uhr voneinander. Einige mit den Gedanken ans Aufstehen für den Arbeitstag in wenigen Stunden, andere freuten sich aufs Ausschlafen. Glücklich zur letzteren Gruppe zu gehören, fiel ich um 2.30 Uhr ins Bett.
Bericht: Michelle Dind
Fotos: Diverse SMD-Mitglieder
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