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SECHSELÄUTEN 2025 – aus dem Leben einer Dirigentin im Beduinen-gewändli

01:00 Uhr – Rückkehr zur Hotelfachschule. Müde, durchgeschwitzt, aber selig. Und irgendwie riecht alles nach Böög und Blasmusik. Aber der Reihe nach:


07:15 Uhr – Los geht’s - Verwandlung zur Zunftmusikerin. In der Hotelfachschule herrscht heitere Enge: 40 Musikant*innen, ein Raum, ein Ziel – ins Beduinengewändli schlüpfen, ohne jemanden mit der Posaune umzunieten. Aber hey – es gibt Kaffee und Gipfeli. Und – Trommelwirbel – die ersten Chäschüechli! Mein spezieller Taktstock der Zunft ist griffbereit, mein inneres Metronom läuft bereits auf 120 bpm.


08:30 Uhr – Frühschoppen deluxe. Mit einer Mini-Delegation der Zunft zum Kämbel geht’s mit dem Bus los zu einem Ehrenzünfter nach Hause. Auf seinem Balkon mit Sicht auf den Zürichsee und bei strahlendem Sonnenschein spielen wir das erste Ständli. Nach einem Apéro als Belohnung marschieren wir, wie es sich gehört, mit dem Sechseläutenmarsch ab. Spoiler alert: Es wird heute nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir diesen Marsch spielen.

Danach – Ab in die Stadt. Nach einem Aufmarsch zum Hans Waldmann Denkmal spielen wir da einige Stücke. Die Stadt füllt sich langsam mit Menschen, die Stimmung ist gelassen und alle freuen sich auf den Tag und über die Sonnenstrahlen.



11:30 Uhr – Mittagessen, hurra! Zurück in der Hotelfachschule. Mein Gaumen wurde schon lange nicht mehr mit solch einem Feuerwerk der Aromen beglückt.



13:30 Uhr – Ab in die Stadt. Wir spielen ein paar flotte Märsche und einige Unterhaltungs-nummern im Niederdörfli – Publikum klatscht, Touristen zücken Handys, Kinder schauen fasziniert. Ich versuche, gleichzeitig zu dirigieren, zu lächeln und den vorbeimarschierenden Vereinen und Zünften nicht zu viel Beachtung zu schenken. Gar nicht so einfach.



15:15 Uhr – Der grosse Umzug. Sonne brennt, Stimmung top. Unser Platz im Zug? Dieses Jahr ganz am Schluss. Wir marschieren, wir musizieren, wir glänzen – vor allem die Stirn unter dem Beduinenhut.



18:00 Uhr – Böög-Zeit! Alle versammeln sich auf dem Sechseläutenplatz, die Spannung steigt. Der Böög platzt bereits kurz bevor wir auf dem Platz ankommen. Ich freue mich bereits jetzt auf den hoffentlich guten Sommer. Was mich weniger freut sind die Zunft Kamele vor uns, welche durch den Knall etwas unruhig werden. Dank den geübten Zoowärter*innen und unseren super Tambouren, welche nun pianissimo spielen, beruhigen sie sich schnell wieder. Auf dem Platz angekommen warten wir, bis unsere Reiter dran sind, damit wir sie mit dem (wie könnte es auch anders sein) Sechseläutenmarsch musikalisch begleiten können. Danach gibt es einen Auszug und wir trennen uns von den Zünftern – bis später!



20:15 Uhr – Abendessen. Wieder zurück in der Hotelfachschule. Der Tag ist noch lang, aber wir tanken im Turbo-Modus neue Energie. Das Dessert muss aus Zeitgründen auf später verschoben werden. Der nächste Programmpunkt steht nämlich bereits an.


21:15 Uhr – Fast letzter musikalischer Akt. Vor dem Zunftgebäude beglücken wir die zahl-reichen Zuhörer*innen mit einem Ständli.

21:30 – 00:30 Uhr – Zunftwandern mit Lämpchen. Wir besuchen drei Zünfte, begleitet von Laternen, Lichtern und leicht müden Leuten. Meine Musikant*innen spielen tapfer weiter, die Tambouren zählen sicher schon heimlich die Blasen an den Fingern. Mein persönliches Highlight: das Einmarschieren mit dem Sechseläutenmarsch – in der einen Zunftstube sogar die sehr enge Treppe hoch.


01:00 Uhr – Ende gut, alles Böög. Zurück in der Hotelfachschule. Der Moment, wenn man das Beduinengewändli endlich ablegen darf, ist durchaus etwas erlösend nach einem 18h Tag. Zuhause angekommen, falle ich mit vielen tollen Eindrücken und dem Sechseläuten-Marsch im Ohr todmüde ins Bett.


Bericht: Julia Wyser (Dirigentin)

Fotos: Diverse SMD-Mitglieder



 
 
 

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